40k Das Schwinden Band I bis III vollendet

Nakago

Eingeweihter
01. November 2009
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Mit dem nachfolgenden Text habe ich mich mal an eine recht epische 40K Geschichte getraut. Sie beruht auf meine Ureigenste Interpretation gewisser Daten, die im Hintergrund nur grob angerissen werden. Ich habe mir eine gewisse künstlerische Freiheit gegönnt und weiche auch in einigen Punkten bewusst vom Canon ab. Eigentlich sollte die Geschichte so mit 15 Seiten erzählt sein. Aber irgendwie hat mich meine eigene Geschichte immer mehr mitgerissen, so das sie doch etwas klein wenig länger geworden ist. Nun aber viel Spaß beim Lesen.

Dieser Thread umfasst nun die ersten drei in sich abgeschlossenen Bände des Epos. Als PDF sind die Geschichte leider nicht vorhanden. Wer sich aber die Mühe sparen will, sich durch diesen doch inzwischen ziemlich großen Thread zu arbeiten, kann die Bände auch auf folgender Seite ohne Zwischenkommentare lesen:

http://www.fanfiktion.de/u/Nakago

Vorkommende Personen vom Kettenroman "Das Schwinden".

Achtung, folgende Liste enthält leichte Spoiler, da sie immer auf den halbwegs aktuellen Stand gehalten wird. Zum Lesen einfach markieren.

Pilgerschiff "Gesegnete Erlösung der wahren Gläubigen"

Gavri Pilgerstochter, Ziehmutter im Waisenhaus des Schiffes
Jadon, Junge, einer von Gavris Schutzbefohlenen
Saphira, Mädchen, eine von Gavris Schutzbefohlenen
Hauptmann Gorogin von den Silberrücken, Aushilfsopa von Gavri, gedient im 7. Coelia
Schwester Gerechter Zorn, Mentorin und Lehrmeisterin von Gavri, vom minderen Sororitas Orden der blutigen Lanze
Zuchtmeister Weißkopf, Richter und Vollstrecker des Pilgerschiffes, verstorben
Havilah, Ziehmutter und Rivalin von Gavri
Pontifex Astral Nadab, Bischof des Schiffes
Kapitän Le Grange, genau, Kapitän des Schiffes
Vater Medad, Gavris Vorgesetzter
Schwester Quaglia, Märtyrerin, wird auf dem Schiff verehrt

Die Inquisition

Ordo Hereticus
Herad Tabelmann: Inquisitor , stammt von Boonhaven, ehemals Angehöriger der PVS, gehört der gemäßigt radikalen Fraktion der Rekongregatoren an.
die Akolythen
Shiloh: Interrogatorin und Geliebte von Herad, stammt von der Wüstenwelt Toth
Zebulon: Explikator und hochgewachsener Spezialist für schwere Waffen, führt am liebsten seine "Kreissäge", ein Maschinengewehr ins Gefecht, stammt von Plaines.
Syntyche: Novizin und Sanktionierte Psionikerin, etwas schusselig und weichherzig
die Schergen
Havilah: Zelotin,
Mattan: Wissenschaftlicher Berater
Tekoa: Veteran von Krieg und Scharfschütze,
Servoschädel III
Lexikanuseinheit TX357-2

Patrokul Zerach, Lehrmeister von Herad, Oberster Großinquisitor der Cabulis Konklave des Segmentum Pacificus des Ordo Hereticus
Sheila, Callidus Assassine

Bewohner von Ghersom IV

Nathan "Nat" Zimmerman, psychopathischer Mörder, verstorben
Cedric, Ganger bei Nats Bande, von Gavri verschont
Coco, Prostituierte im Seidenschleier, hatte Admiral Lope als Kunden und Herad als Gesprächspartner
Abigail Talmun, seit 105 994.M41 verschollen
Cecilia "Selica" Talmun, Abigails Mutter, Prostituierte im Seidenschleier
Aislinn, Zimmerkameradin von Abigail
Karl Ostwald, ehemaliger Tech-Priester und Chefingenieur
Ina Welster, Filmemacherin
General a.D. Manfred Jäger, von Prussian
Freihändler Lino Lope, hat sein Schiff gesprengt, um Dark Eldar Piraten zu töten
Ike Eisenstein, Vermögensverwalter von Alderstein & Meldorn
Theodora XXVIII, Königin und Gouverneurin von Ghersom IV

Das Adeptus Ministorum
Kardinal Zadok VIII, Leiter der angesehenen Diözese von Ghersom
Dekan Vater Zalmon, sein Stellvertreter
Procurata Azubah, Anführerin der Sororitas Schwestern auf Ghersom IV
Schwester Luna, etwas frechere Schwester
Schwester Magdalena, ehemalige Zimmerschwester von Abigail und Aislinn
Schwester Orpha, Krankenschwester

Bewohner von Boonhaven

Herad Tabelmann, Sohn eines Oberst von Mordian und einer einheimischen Lehrerin
Janina Tabelmann, seine kleine Schwester
Frau Tabelmann, Herads Mutter
Karli, Schulkamerad von Herad
Ivy, in gleicher Klasse wie Herad
Frau Eggersfeld, nervige Erwachsene
Der alte Zimmermann, Herads Nachbar
Frau Müller, Zimmermanns Enkelin,
Mutter Oberin, Schulleiterin
Vater Isaiah, Drillabt

Imperiale Armee
Oberst Majid Makram vom 54. Tallarn

PVS Boonhaven
Rekrutenzug, Charlie Kompanie, 2. Bataillon, 77. PVS 2. Armee Boonhaven
Offiziersanwärter Herad Tabelmann,
Lars "Stecher" Kopinski,
Edgar "Metzger"
Kleiner Günther
Großer Günther
Willi "Kabel", Funker
"Feuerkopf"
PVS Stab
Stabsleutnant Uller, VOX Kommando Funker beim Stab der 2. Armee Boonhaven

Orks
Oberwaaaghboss Skabsnik
Chefoberwaaaghboss Gorshaga

Die Konföderation des Lichtes

Gabriel/Gavri, Lichtbringerin, Anführerin der Konföderation des Lichtes und selbsternannte Retterin der Menschheit

General Manfred Jäger, Oberkommandierender der Legion
Admiral Lino Lope, Oberkommandierender der Flotte, hat ein Faible für Frauen
Ike Eisenstein, Vermögensverwalter von Alderstein & Meldorn
Theodora XXVIII, Königin und Gouverneurin von Ghersom IV, Kleine Schwester und damit Anführerin der Konföderation des Lichtes im Ghersom System
Kassandra, Prinzessin und Tochter von Theodora XXVIII, Kapitän der "Blaue Festung"
Karl Ostwald, ehemaliger Tech-Priester und Chefingenieur
Ina Welster, Filmemacherin


VII Legion

Gad "Denker" Varner, Veteran des 26. Prätoria, Leutnant der 1. Schweren Luftlandesturmregiments der VII Legion
Sybil "Kleine" K13AW14397341, Waise und Arbeiterin, von ihrem Vorarbeiter misshandelt.
Leisha "Kätzchen" Kroll, Ärztin, Brünette,
Rachel "Püppchen" Kenrad, Krankenschwester,
Hughes "Witwer" Broman, Arbeiter
Babbit "Geck" de Moises, Stutzer
Jamie "Rabauke" Baily, gerade aus dem Arrest entlassen
Clement "Bengel" Hanlon, gerade aus dem Arrest entlassen
Hogan "Rowdy" Bray, gerade aus dem Arrest entlassen

Chaos

Dämonenprinz Eunice, ehemals Hauptmann Elisha bei den World Eaters,


Das Schwinden

Buch I
Kapitel I

Position:
Imperium
Segmentum Pacificus
Sektor Jyoti
System Ghersom
Planet Ghersom IV
Nördliche Hemisphäre
Kontinent Ephrat
Kathedralsstadt
Imperatorkathedrale
3 Bestattungsebene
Zeit: 2 227 994.M41
Person: Gavri Pilgerstochter

„Da ist das Amulett von meiner Mutter hineingefallen!“ schluchzte die kleine Saphira, die in dem typischen weißen Gewand der Pilger gekleidet war. Anklagend zeigte die Sechsjährige auf die dunkle runde Öffnung von etwas über einem halben Meter Durchmesser am Boden an der mit unzähligen Schädeln bedeckte Wand der Gruft. Gavri war nicht ganz klar, welchen Zweck dieser Schacht ursprünglich gehabt hatte, aber nun hatte er unweigerlich das Wertvollste verschluckt, was die kleine Saphira ihr Eigen nannte. Saphiras Mutter war vor einem Jahr bei einer Prozession zu Tode getrampelt worden, als es eine Massenpanik unter den Pilgern gegeben hatte. Bei der Bestattungszeremonie hatte man den rechten Zeigefinger der Toten Frau entbeint, in durchsichtigen Kunststoff gegossen, so dass ihre Tochter nun immer ermahnt wurde, die Gebote des Imperators gewissenhaft zu folgen und die Pilgerreise auf Terra zu beenden.

Gavri kniete vor die Öffnung, die wohl mal einst mit einem Gitter gesichert war, jedenfalls fanden sich noch einige rostige Überreste an der Fassung davon. Da sich um die Öffnung herum ein kleines Rundes Becken in den Boden eingelassen war, wurde wahrscheinlich hier einst regelmäßig eine Flüssigkeit ausgeschüttet. Inzwischen wurde dieser Schacht als Toilette und Ausguss missbraucht. In den darum liegenden Boden war der Satz, „Gepriesen und geheiligt sei der Tag, wenn der Fluss der Tränen für immer versiegt“ mit altgotischen Lettern geschrieben. Mit ihrer Lampe leuchtete das Mädchen in den Schacht hinein. Die Öffnung führte in einen Runden Schacht, der sich mit geschätzten 45° recht steil nach unten neigte und dann senkrecht nach unten abknickte. In dem ganzen angefaulten Unrat konnte das zwölf Standard Jahre alte Mädchen die bleichen Fingerknochen des Amuletts erkennen.

Mit ihrem Pilgerstab versuchte sie an das Amulett heran zu kommen, aber es war viel zu weit entfernt. Das Pilgermädchen sah sich vergeblich suchend um. Sie waren hier in einem Teil der Imperatorkathedrale, der sonst kaum von Besuchern frequentiert wurde. Eigentlich hatten sie hier nur ganz profan Verstecken spielen wollen, um die Kinder etwas toben zu lassen. Als kleine Belohnung, weil sie den ganzen Tag über brav gewesen waren und nicht herum gequengelt hatten. Dabei wäre die kleine Saphira beinahe in den Schacht gestürzt, da das kleine Mädchen gedachte hatte, diese Nische wäre ein prima Versteck. Die Sechsjährige konnte sich retten, verlor dabei aber ihr Amulett.

Saphira schluchzte neben ihr und Gavri nahm sie erst mal fest in den Arm und küsste ihr dann die Tränen von den Wangen. „Verzage nicht, Saphira, sondern vertraue auf den Imperator, der auf Terra auf seinem goldenen Thron sitzt und uns alle beschützt. Beten wir gemeinsam den vierten Psalm der Erbauung. Auch ihr, auf die Knie, nur dem demütigen Gläubigen des Gottimperators zu Terra wird seine Erlösung zu Teil.“ Und so knieten alle ihre Schutzbefohlenen gehorsam mit bloßen Knien auf dem harten Steinboden nieder. Aus dem Gedächtnis rezitierte sie den Psalm und ihre Kinder wiederholten ihn gewissenhaft.

Eine Gruppe von insgesamt zwölf Kindern im Alter von Drei bis Acht Jahren hatte Gavri unter sich, für die sie persönlich Verantwortlich war. Alle waren wie sie auch Waisen, deren Eltern einst auf dem Pilgerschiff „Gesegnete Erlösung der wahren Gläubigen“ die langwierige Reise nach Terra aufgenommen hatten, welche dem heiligen Pfad des Imperators folgte. Gerade besuchten sie die weitläufigen Andachtsträumen der Imperatorkathedrale auf Ghersom IV, wo Steine verehrt wurden, über die einst der Imperator selbst gewandelt war. Inzwischen waren die Felsen von unzähligen Lippen Milliarden von frommen Pilgern vollständig glatt geküsst worden. Die Steine standen auf massiven Sockel aus reinem Gold, die mit unzähligen Edelsteinen verziert waren. Die Kathedrale war ein gewaltiges Gebäude, in dessen Vorhalle ihr Pilgerschiff, die„Gesegnete Erlösung der wahren Gläubigen“ bequem Platz gehabt hätte, wo es doch selbst weit über zehntausend Pilgern ein ständiges Zuhause bot.

In den Andachtsräumen herrschte qualvolles Gedränge unzähliger Besucher, war doch jetzt gerade ein hoher regionaler Feiertag der Schutzheiligen dieses Planeten und die Bewohner der Stadt besuchten zur geistigen Erbauung auch diesen Ort. Deshalb hatte Gavri die Möglichkeit genutzt, in die Gruft der Kathedrale herabzusteigen, die jedem Besucher offen stand. Hier waren gewaltige Labyrinth artige Begräbnisstätten aus vielen Jahrtausenden zu sehen. Es gab drei Ebenen, die ersten zwei waren auch recht überlaufen gewesen, aber hier, in der dritten Ebene war kaum ein Mensch. Von einem jungen Mönch hatten sie sich vorher noch einige Gasgespeiste Fackeln für die Gebühr von einem Schekel leihen müssen, da es hier keine eigenständige Beleuchtung gab. Laut dem Mönch war dies der älteste Teil der Anlage und die Gräber mindesten siebentausend Jahre alt. Die Inschriften auf den Sarkophagen waren teilweise so verwittert, dass man sich nicht mehr lesen konnte. Und das Beste war, dass hier nur wenige andere Menschen herum liefen und die waren fast alle bei einem Gangsegment, wo die obligatorischen an den Wand befestigen Totenschädel herab gefallen waren und schöne Reliefs aus uralter Zeit frei gelegt hatten. Sie zeigten Mädchen beim Beten, lernen und körperlichen Ertüchtigungen. Dabei wachte immer eine zentrale Gestalt über sie, der Gottimperator. Auch wenn seine Erscheinung wohl erst später in die Reliefs eingearbeitet wurde, da die ursprünglichen Teile offensichtlich herausgeschlagen worden waren, da die Segmente des Imperators nicht aus dem gleichen Material wie der Rest der Reliefs bestanden.

Von dort gab es Zugänge zu gewaltigen Hallen, die voll uralter Sarkophage standen. Ein wahres Labyrinth, vielleicht etwas gruselig, aber auch spannend, da jeder Schritt in eine unbekannte stille Welt führte, die voller Schatten und Geheimnisse war. Genau das richtige, um eine Schar Kinder zu verzaubern und sie die Sorgen des Alltags vergessen zu lassen. Und Gavri selbst hatte dann vorgeschlagen, diese Abgeschiedenheit für ein Spiel zu nutzen. Sie verteilten die Fackeln in diesem weitläufigen Raum und sie gab ihren Schutzbefohlenen Fünfzig Sekunden Zeit sich zu verstecken. Dabei war dann Saphira auf die Idee gekommen, in den Schacht hineinzukrabbeln. Ein gutes Versteck, wäre der Schacht nicht so steil. In dem flackernden diffusen Licht hatte sie es wohl für eine Nische gehalten, was es leider nicht war. Da es letztendlich ihre Schuld war, dass Saphira in diese missliche Lage gekommen war, lag es nun an Gavri selbst, die Reliquie zu bergen. Das war ihre heilige Pflicht!

„Jadon, halt mich an den Knöcheln fest“, sagte sie zu dem ältesten Jungen ihrer Gruppe Schutzbefohlener, ein kräftiger kleiner Kerl von acht Standardjahren. „Und ihr anderen helft ihm!“
„Hältst du das für eine gute Idee? Wenn du nun abrutschest, wer weiß wo der Schacht hinführt!“ wagte Jadon einzuwerfen.
„Wer fest im Glauben ist, dem kann alles gelingen! Und wir sind Fest im Glauben!“
„Aber, wäre es nicht klüger, vielleicht einen Erwachsenen zu holen? Oder ein Seil zum festbinden zu besorgen? Und jemand hat in den Schacht gekackt, das ist voll Scheiße, wenn du da rein rutscht!“
„Bis dahin ist das Amulett vielleicht schon viel weiter gerutscht. Das ist alles, was Saphira von ihrer Mutter noch hat. Was soll sie im heiligen Terra denn sonst zur Ruhe betten? Ihre Mutter verdient Erlösung, so wie wir alle und wenn du mich fest hältst, passiert ja auch nichts. Und glaub mir, kleiner frecher vorlauter Jadon, ich will auch nicht durch den Kot anderer Leute robben. Aber nur wer bereit ist, alles für etwas zu geben, dem gewährt der Gottimperator zu Terra die Erlösung! Ich will, dass du dir bis zur Morgenmesse überlegst, was Demut bedeutet. Und ich bete für dich, dass dir die notwendige Erleuchtung zu Teil wird. Wenn nicht, werde ich im Buch der Strafen nachschlagen, was die Strafe für denjenigen ist, welcher seiner großen Schwester offen widerspricht. Und das S Wort will ich aus deinem Munde auch nicht mir hören oder ich werde mit Seife dafür sorgen, dass dein Mund wieder rein wird. Schließlich sprichst du damit auch die heiligen Gebete. Haben wir uns verstanden, Jadon?“ fragte sie ihm scharfen Tonfall, den Zeigefinger streng erhoben.

„Ich habe es doch nur gut gemeint!“ Jadon schob bebend die Unterlippe vor.
„Ich weiß, Jadon, ich weiß. Verstanden?“ Sagte sie schon viel milder und legte ihm segnend wie auch tröstend die Hand auf den Kopf.
„Ja, große Schwester Gavri, ich habe verstanden“, sagte Jadon und senkte den Kopf.
„Gut! Möge der Gottimperator, der da auf seinem Goldenen Thron zu Terra herrscht, mir nun den Mut, die Kraft und die Geschicklichkeit geben, diesem gläubigen Kind namens Saphira den ermahnenden Zeigefinger ihrer Mutter zurück zu geben. Und euch die Kraft, mich Festzuhalten. Gemeinsam werden wir es schaffen! So sei es!“

„Gemeinsam werden wir es schaffen! So sei es!“ Wiederholten ihre Schutzbefohlenen brav, selbst der Kleinste unter ihnen mit großer Inbrunst. Jadon schien noch was sagen zu wollen, aber mit einem strengen Blick hieß sie ihm zu schweigen.

Gavri griff nach dem schweren Buch, dass sie von dicken eisernen Kettengliedern um den Hals trug. Der Einband bestand unter anderem aus den Knochen ihres Großvaters, der vor vielen Jahren die Pilgerreise vom weit entfernten Planeten Coelia, der weit im östlichen Spiralarm im Segmentum Ultima lag, zum geheiligten Terra angetreten hatte. Dem langen Pfad des Imperators folgend, der größten, längsten und heiligsten aller Pilgerreisen, die Vierzig lange Standardjahre dauerte und oft nur von den Nachkommen vollendet werden konnte. Leider war er schon vor ihrer Geburt gestorben, aber seine Knochen waren nun Reliquien, um sie einst im heiligen Terra zu den Füßen des goldenen Throns abzulegen. Inzwischen waren auch die Handknochen ihres Vaters, Onkels und ihrer Mutter auf dem Deckel verarbeitet. Ihre Mutter war schon lange tot und kannte sie eigentlich nur aus Erzählungen. Ihr Vater war vor zwei Jahren gefallen, als auf dem Planeten, dessen heilige Orte sie gerade besuchten, von einem regionalen Aufstand von Ketzern gegen den einzig wahren Gottkaiser erschüttert worden war. Er hatte sich freiwillig einer Kampfgruppe der Zeloten unter einem fanatischen Prediger des Schiffes angeschlossen und war heldenhaft beim Sturm auf einen Bunker gefallen. Man hatte ihr die Knochen seiner Hände zurück gebracht und ein Handwerker auf dem Schiff hatte sie in den Buchdeckel eingearbeitet.

In dem Buch selber standen auf dicken Pergament Lobpreisungen, Psalmen und Gebete an den Imperator und ausgewählten Schutzheiligen mit ihrem eigenen Blut geschrieben. Sie küsste das Antlitz des Imperators, welche sich auf einem Miniaturbildnis im Zentrum des Buchdeckels umgeben von Hand und Fingerknochen befand. Sie schob das Buch auf ihren Rücken, nahm den Pilgerstab in die rechte Hand und die Lampe in die linke Hand. Auf dem Bauch rutschte sie in den nach verfaulenden Unrat stinkenden Schacht. Jadon hatte durchaus recht gehabt, es war wortwörtlich Scheiße, durch den Kot anderer Leute zu robben. Aber dies war ein Teil ihre Buße, weil sie durch Gedankenlosigkeit ihre Schutzbefohlenen in Gefahr gebracht hatte. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn Saphira in den Schacht gefallen wäre und nicht das Amulett. Die Pilgerin beschloss, sich bei nächster Gelegenheit mit zwanzig Hieben selbst zu züchtigen, dass würde sie in Zukunft lehren, besser nach zu denken, bevor sie in ungesicherten Grüften ihre Schutzbefohlenen verstecken spielen lies.

Das was sie unter ihrem Kleid spürte, war eine rutschige schleimige Substanz, die sich hier festgesetzt hatte. Sie spürte wie Hände nach ihren Knöcheln griffen und sie festhielten. Sie stocherte vorsichtig mit dem gebogenen Ende ihres Pilgerstabes nach dem Amulett, aber fehlten noch ein paar wenige Zentimeter.
„Ich muss noch etwas tiefer hinein!“ rief sie nach hinten und wand sich wie eine Schlange. Nur noch ein ganz kleines Stück.
„Lass das! Wir können dich so schon kaum halten! Komm zurück!“ jappste Jadon und auch die andren Kinder, welche halfen, jammerten laut.
„Strengt euch im Namen des Imperators gefälligst richtig an! Nur noch ein ganz kleines Stückchen und ich habe es! So sei es!“ Sie wand sich gegen den Widerstand weiter.
„Nein! Hör auf!“ schrie Jadon entsetzt, aber sie ignorierte seine Worte. Jetzt hatte sie die richtige Entfernung. Ihr Pilgerstab fing das Amulett ein. Gerade als sie es zu sich heranziehen wollte, spürte sie, wie die erste Hand abglitt, dann die zweite. Das Mädchen spreizte die Beine und stützte sich mit Armen an der Schachtwand ab. Die Wände waren glitschig und sie fing an zu rutschen. Erst unmerklich, dann immer schneller, der Winkel war einfach zu hoch und die Schwerkraft dieses Planeten mit über 1.02 Standard Gravitation tat ihr übriges.
„Gavri!“ schrien die Kinder panisch über ihr, aber die konnten ihr in dieser Lage nicht helfen. Mit aller Kraft versuchte sie sich abzustützen, aber der Schacht weitete sich immer mehr und auch die Neigung nahm rapide zu.
„Imperator! Schütze mich!“ rief sie, dann war der Schacht zu Ende und sie stürzte in einen schier bodenlosen Abgrund.
 
Zuletzt bearbeitet:
Oha, das scheint wohl eine etwas längere Geschichte zu werden. Da bin ich ja mal gespannt, was uns noch so erwartet.

Der Einstieg gefällt mir gut. Es war zwar vorhersehbar, worauf dieses Kapitel hinaus läuft, aber da dies der erste Teil einer längeren Geschichte ist stört mich das nicht. Teilweise wirken die Schilderungen ein wenig langatmig, wenn man es jetzt nicht so sehr mit der imperialen Religion hat, aber die ganzen Beschreibungen bauen andererseits auch hervorragend Atmosphäre auf. Das Setting und die Charaktere scheinen mir jedenfalls sehr interessant zu sein und ich werde hier regelmäßig reinschauen.

Noch eine Anmerkung grammatikalischer Art. Am Anfang gibt es ein paar Stellen, die meinem Sprachgefühl nach eigentlich in der dritten Vergangenheit geschrieben sein sollten. Hier ein Beispiel:

Als kleine Belohnung, weil sie den ganzen Tag über brav gewesen waren und nicht herum gequengelt hatten. Dabei wäre die kleine Saphira beinahe in den Schacht gestürzt, da das kleine Mädchen gedachte hatte, diese Nische wäre ein prima Versteck. Die Sechsjährige konnte sich retten, verlor dabei aber ihr Amulett.

Vorschlag:
"Die Sechsjährige hatte sich retten können, dabei aber ihr Amulett verloren."
 
Eine sehr faszinierende Geschichte. Es geht mal um einen völlig anderen Aspekt der imperialen Zivilisation. Genial und sehr überzeugend umgesetzt.

Einziger Kritikpunkt ist die störende Groß-/Kleinschreibung und die Zusammen-/Getrenntschreibung von einigen Wörtern.

Aber ich werde auch weiterlesen. Scheint spannend zu werden.
 
Vielen Dank für das Feedback. Klein Groß und Getrenntschreibung ist meiner Word Rechtschreibprüfung anzulasten. :lol:

-

Sie fiel! Ihr Magen schien sich in ihren Hals zu katapultieren. Der Aufprall kam unmittelbar und sie kullerte einen gewaltigen Haufen Unrat herunter, der sich in Laufe von Jahrtausenden hier angesammelt haben musste. Ratten quietschen empört auf, als das Mädchen in dem einst weißen Kleid am Fuß des Abfallhügels zu Ruhe kam. Ihre Lampe rollte neben ihr und dann wurde sie noch von ihrem eigenen Heiligen Buch an den Kopf getroffen. Der Schlag war hart und bunte Sterne flammten vor ihrem Auge auf, bevor sie das schwarze Loch der Bewusstlosigkeit fiel.

„Autsch!“ keuchte Gavri und rieb sich die dicke Beule, nachdem sie wieder zu sich kam. Wahrscheinlich war sie nur wenige Augenblicke betäubt gewesen. Wenigstens war kein Blut an den Fingern, nachdem sie die schmerzende Beule am Hinterkopf abgetastet hatte. Es dauerte ein paar Herzschläge, bis die junge Pilgerin realisiert hatte, was passiert war. Der Imperator schien die Hand wenigstens beim Aufprall über sie gehalten zu haben, denn außer ein paar Schrammen hatte sie nicht abgekommen. Auch das wertvolle Buch mit den Gebeinen war in Ordnung. Das Mädchen griff nach der Lampe und leuchtete die Umgebung aus. Sie musste sich in einer weiteren Gruft befinden, denn die Säulen in der Nähe waren mit unzähligen Schädeln von Toten bedeckt, die mit einer feucht glänzenden Kalkschicht überzogen waren. Die gewölbte Decke war etwa fünfzehn Schritt über ihr, der gewaltige Müllberg ragte fast bis zur Decke hoch.

Gavri griff nach ihrem Pilgerstab, an dem sich zum Glück das Amulett von Saphira verheddert hatte. Vorsichtig barg sie das Kleinod, dass aus dem in durchsichtigen Kunststoff eingeschlossen skelettierten ermahnenden Zeigefinger von Saphiras Mutter und einer Kette aus Eisen bestand. Das Mädchen hängte sich den Anhänger um den Hals und begann vorsichtig den Berg zu ersteigen. Ihre bloßen Füße sanken teilweise bis über die Waden in den Unrat ein. Es gab jedes mal ein schmatzendes Geräusch, als sie die Füße wieder herauszog. Ihr ganzes Leben war sie Barfuß gelaufen, wie es einer demütigen, frommen und um Erlösung suchenden Pilgerin zustand, trotzdem ekelte sie sich vor diesem Untergrund. Schwer ging ihr Atem und ihr einst weißes, mit frommen Sprüchen beschriebenes Kleid, war feucht von ihrem Schweiß und dem glitschigen Unrat, durch den sie gerutscht und gefallen war. Die Öffnung des Schachtes befand sich nun genau über ihr, zu hoch um ihn mit ausgestreckten Arm und Stab erreichen zu können.

„Hallo? Jadon? Bist du da? Kann mich jemand hören?“ Schrie sie nach oben. Das Mädchen lauschte, sie hörte ihr Herz wummern, nicht nur vor Anstrengung, sondern auch vor Angst. Auch hörte sie das Gefiepse von Ratten, dass tapsen kleiner Füße. Aber menschliche Stimmen hörte sie nicht. Wie weit sie wohl herunter gerutscht war? Ihr war es wie eine Ewigkeit vorgekommen, aber mehr als ein paar Sekunden sollte es eigentlich nicht gewesen sein. „Jadon! Antworte! Bitte!“

Aber da war nichts zu erlauschen. Hoch klettern in den Schacht war ausgeschlossen, so lange niemand von oben ein Seil nach unten warf. Wahrscheinlich holte Jadon gerade Hilfe und die anderen Kinder spielten vielleicht ein Spiel, um sich abzulenken, oder sie begleiteten ihn. Das musste es sein. Das Mädchen kauerte sich hin und wartete. Ihr Magen knurrte, sie hatte Durst und ihr fröstelte es in dem dünnen Pilgergewand, dass sie trug. Sie schlang die Arme um sich und versuchte sich mit Reibung warm zu halten, wobei sie eigentlich nur den feuchten Dreck, mit dem sie bedeckt war, hin und her rieb. Jadon hatte recht gehabt mit seinen Einwänden, aber sie hatte ja ihren Dickkopf durchsetzen müssen. Das war wirklich verdammt dämlich gewesen.

Die Zeit verrann zäh und die Pilgerin begann, die Psalmen der Erlösung zu beten. Aber als die Psalmen herunter gebetet hatte, war immer noch nichts passiert und sie wusste, dass dies eine volle Standardstunde in Anspruch nahm. Tränen der Verzweiflung liefen über ihre Wangen und wuschen unmerklich den Dreck von der Haut. „He! Da Oben! Das ist nicht länger witzig! Bitte! Beim gnädigen Imperator! Holt mich hier raus!“ Gavri schrie so laut, dass sich ihre Stimme überschlug. Aber außer Echos ihrer eigenen verzerrten Stimme hörte sie nichts. Ob man sie hier einfach verrotten ließ?

Nein, Jadon und die anderen Kinder mochten sie doch, galt sie doch unter den Kindern als eine liebe Aufsichtsperson, die nicht immer sofort den Stock nahm wie Havilah, die wohl am gefürchtetsten Erzieherin der anderen Gruppen, um ihre Haut zum Platzen zu bringen, wenn ihre Kleinen mal etwas frecher waren, etwas anstellten oder gar Widerworte hervorbrachten. Lernen durch Schmerz galt auf dem Pilgerschiff als eine gute Methode und nur wer als große Schwester, dass war der offizielle Titel der Aufsichtsperson, gefürchtet wurde, war eine gute Lehrmeisterin. Wahrscheinlich irrte Jadon mit den anderen im Schlepptau durch die Kathedrale auf der Suche nach Hilfe und würde nicht locker lassen. Oder er hatte jemand gefunden und die wollten nicht helfen, weil es zu viel Aufwand war. Hunderttausende von Pilger besuchten jeden Tag die Kathedrale und wenn einer verschwand, was machte es das schon für einen Unterschied? Angst und Zweifel nagten an ihrer Seele.

„Der Imperator beschützt mich und mir wird es nicht mangeln im dunklen Tal!“ Gavri wurde klar, dass es wohl länger dauern würde. „Der Imperator beschützt die am Besten, die selbst was unternehmen! Furcht öffnet nur das Tor zum Untergang!“ Wenn sie fest im Glauben war, wurde ihr auch nichts passieren! Das war eine Prüfung ihres Glaubens und sie musste selbst etwas tun! Gavri sah sich um, das Licht der Lampe verlor sich bald in der Dunkelheit und ihr war es, als würde Lampe nicht mehr so kräftig leuchten wie zuvor. Es war eine schöne Lampe, der aus Knochen geschnitzte Griff zeigte einen schönen weiblichen Engel. Die Lampe hatte in einer Nische gestanden, die zum Gang in die Gruft geführt hatte, wo sie mit ihren Kindern verstecken gespielt hatte. Und da die Lampe deutlich besser leuchtete als die olle Fackel vom Kleriker, hatte sie die kurzerhand mal ausgetauscht. Das Mädchen schloss die Augen, richtete sich auf und begann sich mit der Litanei der Suche auf den Lippen im Kreis zu drehen. Als die letzte Silbe über ihre Lippen kam, blieb sie stehen und öffnete die Augen, in diese Richtung würde sie als erstes gehen. Das war der Wille des Imperators!

Mühsam begann die fromme Pilgerin den Abstieg, rutschte aus und legte die Strecke auf dem Po sitzend zurück. Jetzt war sie wirklich überall mit Dreck bedeckt. Gavri seufzte tief und war froh, das Schwester Gerechter Zorn sie so nicht sah. Ausschimpfen würde die Nonne sie, weil sie nicht mal in der Lage war, so etwas profanes wie einen Abstieg über einen Müllberg zu schaffen und würde sie danach auf den Balken schicken, um sie bis zum umfallen die Lektion des Gleichgewichts zu wiederholen.

Das Mädchen verscheuchte ein paar neugierige Ratten und lief weiter. Hohe Säulen stützten die Decke. Auch hier stapelten sich unzählige Totenschädel, die aber kaum noch als solche zu erkennen waren, dass sie von einer dicken Kalkschicht bedeckt waren. Sie leckte herunter tropfende Wassertropfen auf und stillte so mühsam ihren Durst. Nachdem sie dreißig Säulen passiert hatte, die jeweils fünfzehn ihrer Schritte auseinander standen, traf sie auf eine Wand. Auch hier stapelten sich Schädel. Wahrscheinlich war einst auf der Stirn etwas geschrieben gewesen, da manche Schädel dort selbst durch die Kalkschicht schwärzer wirkten, aber lesen konnte sie nichts davon. Sie leuchte links und rechts der Wand entlang und betete einen weiteren Psalm. Da vernahm sie ein Geräusch von Links, es hörte sich an wie ein Knurren. Gavri leuchtete in die Richtung und der Strahl traf auf etwas, dass vor vielen Generationen vielleicht mal ein Hund gewesen war, jetzt war es nur noch eine magere weiße Bestie mit blinden Augen, übergroßer Schnauze und einem großen Maul, in dem sich viele spitze Zähne befanden. Und das Ding schien Hunger zu haben, denn es begann auf sie zuzuspringen.

„Iiiks!“ Erschreckt starrte Gavri auf das Mutantending, fing sich dann aber schnell wieder. Sie schob sich den Griff der Lampe in den Mund und hielt sie mit den Zähnen Fest, während sie nun mit beiden Händen ihren Pilgerstab wie einen Speer umklammerte. Dann war die Bestie von der Größe eines Schäferhundes heran. So wie es Schwester Gerechter Zorn es ihr gelehrt hatte, legte sie nicht nur die Kraft ihre Arme in den Stoß, sondern den des ganzen Körpers. Die eiserne Spitze des unteren geraden Endes ihres Stabes traf auf Widerstand und bohrte sich widerwillig in das Fleisch des Mutanten, allerdings nicht besonders tief. Es japste auf, verlor Urin und Blut und versuchte dem Schmerz zu entkommen. Winselnd schnappte es nach ihr, aber seine gelben Zähne trafen nur harmlos die Luft vor ihr. Gavri riss den Stab zurück, ging zwei Schritte rückwärts und nahm erneut die Grundstellung ein. „Tod dem Mutanten!“ nuschelte sie, da sie mit der von ihren Zähnen gehaltenen Lampe nicht wirklich gut reden konnte. Das Ding hatte genug vor ihr und floh winselnd mit eingekniffenen Schwanz in die Dunkelheit. Sie überlegte kurz, dem Mutantending endgültig den Gar auszumachen, entschied sich dann aber dagegen.

„Dem Imperator sei Dank! Ich danke dir, dass du mir die Kraft gegeben hast, mich vor dem Mutanten zu schützen!“ Sie begann die Wand abzulaufen, da es irgendwo einen Ausgang geben musste. Nach etwa hundert Schritt fand sie den ersten Toten. Er war vollständig skelettiert, zerfetzten Überreste eines Pilgergewandes lagen herum. Einer der Beinknochen war gebrochen. weitere Knochen des Skeletts, die deutliche Bissspuren hatten, waren verstreut. Ein Unglücklicher, der nicht so viel Glück bei seinem Sturz gehabt hatte. Das war kein gutes Zeichen. Dies war zwar eine Gruft, aber der einzig wahre Imperiale Glaube verlangte eine richtige Bestattung von Toten und einen Pilger einfach ohne Rieten liegen zu lassen war eine schwere Sünde, besonders an einem so heiligen Ort, war doch einst hier der Imperator selbst in Fleisch und Blut gewandelt. Sie sprach ein Gebet für den Toten und wünschte seiner Seele, sich mit dem Imperator zu verbinden.

Das bedeute, dass hier schon sehr lange niemand mehr nach dem Rechten gesehen hatte. Die Pilgerin sang leise die Ode der Erbauung vor sich hin, während sie weiter die Wand abschritt. Schließlich kam sie zu einen Ecker und sie lief eine weitere Wand ab. Bei der 37. Strophe gab es einen weiteren Knick, sie hatte die gegenüberliegende Wand erreicht, welche sie zuerst gefunden hatte. Hier und da waren weitere menschliche Überreste auszumachen, ausnahmslos in Pilgergewänder gekleidet oder schon so verrottet, dass es nicht mehr feststellbar war. Hier lagen dutzende wenn nicht gar hunderte von unbestatteten Toten und manche Skelette lagen unter einer mehr oder weniger dicken Kalkschicht begraben. Einige wiesen Knochenbrüche auf, andere schienen unverletzt gewesen zu sein. Wahrscheinlich einfach verhungert. Andere hatten deutliche Verletzungen äußerer Gewalt. Um ein rundes Loch in einem Schädel zu deuten, musste man kein Judiciar-Prelat sein.

Diese Toten lagen alle auf einem Stapel hinter einer der Säulen. Reste von Ausrüstung waren auch noch zu sehen, wie Helme, die Symbole der Inquisition trugen, zerbrochene Waffen wie Lasergewehre und andere Tötungsinstrumente. Hier schien ein Kampf stattgefunden zu haben, aber schon vor sehr langer Zeit, da die Überreste schon unter einer dünnen Kalkschicht bedeckt waren. Hier und da waren auch Einschusslöcher und massive Beschädigungen in den Schädeln der Wand zu sehen, wenn man wusste, nach was man suchte. Wer immer hier gekämpft hatte, es schien Überlebende gegeben zu haben, um die Toten zu stapeln. Und wahrscheinlich waren die von hier auch wieder weggekommen. Es musste einfach einen für sie erreichbaren Ausgang geben.

Es erfüllte Gavri mit Ehrfurcht, hier tote Inquisitionsgardisten zu finden. Sie hatte mal welche gesehen, als man überprüft hatte, ob sie eine Hexe sei, was natürlich nicht der Fall gewesen war. Schließlich war ihr Herz und Seele rein. Andächtig nahm sie einen der alten Helme in die Hand, den sie mit etwas Kraftanstrengung von dem Kalk löste, der ihn schon an den Boden fest verbunden hatte. Vorsichtig berührte sie mit den Lippen das goldene I auf dem Helm und sprach ein Gebet für die hier liegenden Märtyrer. Das I war eigentlich kein Buchstabe, sondern symbolisierte eine Säule. Das Fundament des Imperiums waren die Märtyrer, aber die tragenden Säulen waren die großen heiligen Organisationen, deren Wappen die Säule beinhaltete. Wie eben das Ministorum, das Administratum, die Inquisition und das Adeptus Arbetis.

Die Pilgerin konnte sich keinen Reim darauf machen, warum die Leichen nicht geborgen worden waren, noch wer diese aufrechten Männer getötet haben könnte. An einem solch heiligen Ort konnte es doch keine Ketzer geben. Oder etwa doch? Auf einmal schien alles noch bedrohlicher und hoffnungsloser zu wirken. Aber mit einem innigen Gebet an den Gottimperator schöpfte sie neue Hoffnung. Alles würde gut werden, denn der Gottimperator auf Terra wachte über sie. Um die toten Märtyrer der Inquisition zu ehren, verschränkte sie die Hände zur Aquila, verbeugte sie vor den toten Helden des Imperiums und sang das Lied über den tapferen Märtyrer, welcher sein Leben mit Freude für den Imperator opfert. Auch wenn vielleicht nie ein aufrechter Mensch von seinem heiligen Opfer erfuhr, der Imperator wusste es und honorierte es entsprechend, wenn er über die Seele richtete. Ungehört verhallte ihr Gesang in der Gruft und Gavri sprach einen Grabsegen, auf das die Toten nun ihre Ruhe fanden.

Auf ihrem weiteren Weg kam die Pilgerin an einer Art Nest vorbei, wo der Mutantenhund hechelnd seine Wunde leckte, während einige weiße Fellknäuel an ihm saugten.
„Den Mutanten sollst du töten!“ sagte Gavri fest zu sich. Der Mutantenhund wendete seinen toten Blick auf das Pilgermädchen und winselte leise. Sie verharrte in der Grundposition, den Stab wie ein Speer stoßbereit erhoben. Sie wollte den verdorbenen Mutanten sehen, sah aber nur eine Mutter, die sich um ihre Babys kümmerte.

Dann seufzte Gavri, senkte vorsichtig den Speer und nahm vorsichtig vor der säugenden Mutter und ihren Kindern abstand. Sie sprach das Gebet der Buße und ohrfeigte sich zur Strafe zweimal selbst, weil sie zu mitleidig mit einem Mutanten gewesen war. Dann drehte sich das Mädchen um und nahm ihre Suche zu einem Ausgang wieder auf. Sie fand auch einen ganz engen Kriechgang, der bequem für Ratten und noch passierbar für den Mutantenhund war, aber nicht für sie, wie Gavri nach nur wenigen Metern feststellte und es gerade noch so schaffte, wieder heraus zu robben. Verdammt!

Schließlich kam das Mädchen wieder zu dem Ort, wo sie mit dem Mutantenhund gekämpft hatte, da sie das vergossene Blut auf dem Boden sehen konnte. Das war nicht gut, ihr war nun klar, dass es hier keinen ebenerdigen Ausgang gab. Gavri seufzte und leuchtete die Wand vor ihr nach oben aus. Da! Ein Absatz! So wie es aussah, gab es in etwa Acht Metern Höhe einen Absatz, auf den man klettern konnte. Da dies die Richtung war, die sie zuerst eingeschlagen hatte, musste es dort weiter gehen.

„Der Imperator beschützt die wahren Gläubigen, die selbst in der dunkelsten Stunde nicht an ihm zweifeln!“ Das Mädchen hängte sich ihren Stab um, befestigte die Lampe an eine Öse des Stabes und begann mit dem Aufstieg. Mit Fingern und Zehen ertastete sie Vorsprünge und Haltepunkte an den mit Kalk überzogenen Schädeln und kletterte langsam aber gewandt nach oben. In ihrem Pilgerschiff gab es nicht viele Möglichkeiten zur Zerstreuung, so dass die Kinder das ganze Schiff zu ihrem Abenteuerspielplatz gemacht hatten. Kein Lüftungsschacht war besonders vor ihr sicher und es gab kaum einen Punkt, den Gavri nicht schon erklettert hätte. Natürlich war diese Art von Spiel streng verboten. Einmal hatte sie man dabei erwischt und hatte eine gehörige Abreibung bekommen. Danach war sie vorsichtiger gewesen.

Der Absatz entpuppte sich als kleine Plattform. „Den See der Tränen hast du nun durchschwommen, beweise nun deine Frömmigkeit! Rezitiere demütig die Gebote!“ stand dort in einem hochgestochenen Hochgotisch geschrieben, wie es sonst nur in den ältesten Schriften verwendet wurde. Und dahinter lag eine Treppe, die nach oben führte. Davor war eine massive Wand aus einem ihr unbekannten Verbundwerkstoff eingelassen. Jemand hatte mit einer Art Schweißgerät eine Öffnung hinein gebrannt, durch die ein Mensch gerade so passte. Das Schweißgerät war vollständig korrodiert und zerbröselte zu einer Wolke aus metallenen Staub, als sie es berührte. Was hatte das zu bedeuten? Sie wusste es nicht, aber wenigstens schien es hier raus zu gehen.

Gavri sang die Ode der Freude an den göttlichen Imperator, so froh war sie über diesen Hoffnungsschimmer. Die Treppe hatte 108 Stufen, so viele wie die Gebote des Gottimperators zu Terra. Auf jeder der mehrere Meter langen Stufe war eine Zahl eingemeißelt. Hier gab es keinen Unrat, auch wenn alles unglaublich Alt wirkte. Auf jeder Stufe rezitierte sie demütig kniend laut das dazugehörige Gebot, so wie es die Inschrift am Fuß der Treppe verlangt hatte. Dann legte sie sich auf dem Bauch und küsste den Boden. So machte es die demütige und fromme Pilgerin bei jeder Stufe.

Schließlich erreichte das blonde Mädchen eine Kuppelförmige Achteckige Halle von einem dutzend Schritt Durchmesser, in dem sich ein mit klarem Wasser gefülltes Badebecken befand. Gegenüber gab es einen weiterführenden Gang. Als sie das Oktagon betrat, flammte an der Decke eine Lampe auf und tauchte alles in warmes Licht. Die Wände waren mit makellosen weißem Marmor verkleidet und zeigten Reliefs von Engeln.

„Reinige deinen Körper, reinige deinen Geist, denn nur wer wahrhaft Rein ist, der ist würdig genug die Halle des Lichts zu betreten!“ stand in großen Altgotischen Lettern auf dem gegenüberliegenden Torbogen. Gavri entkleidete sich und schritt mit der Litanei der Reinwaschung auf den Lippen in das Becken. Das Mädchen wusch sich den Unrat vom Körper und hatte ein schlechtes Gewissen, dass sie das Becken mit diesem Schmutz verunreinigte. Aber schon bald merkte sie, das dieses Wasser im Fluss war und der Dreck weggetragen wurde. Das Wasser war dabei auch noch angenehm warm. Schließlich hatte die Pilgerin die Litanei der Reinigung beendet und hatte die rituelle Waschung vollzogen. Aber da das Wasser so angenehm war, planschte sie noch etwas und betrachte die herrlichen Wandreliefs, welche die Bilderfolge einrahmte, die so unglaublich kunstfertig wirkten. Der Marmor schien makellos und viele Details waren vergoldet. Es kam ihr schon etwas wie eine kleine Blasphemie vor, als sie dann in dem Wasser auch ihr Pilgerkleid wusch. Sie wrang es aus und schlug es mehrmals auf den Boden, bevor sie es zum trocknen auslegte.

Nackt wie der Imperator sie erschaffen hatte, trat sie aus dem Wasser und fühlte sich rein, spirituell wie auch körperlich. Sie warf einen Blick zurück ins Becken und das Wasser war so klar, dass sie ihr Spiegelbild sehen konnte. Sie war ein sehniges dürres Mädchen, dessen Brüste erst kleine Ansätze eines Hügelchens warn. Ihr Körper war mit den rituellen Narben der Läuterung verziert. Auf ihren Rücken war mit gotischen Lettern die Bitte um Erlösung so tief eingebrannt worden, so dass die Worte trotz der Narben der Selbstgeißelung gut zu lesen waren. Schmerz war ein guter Weg zu Erlösung und nur wer viel Schmerz auf sich nahm, würde die Erlösung auf Terra erlangen. So sagte man es ihr jedenfalls seit sie denken konnte. Auf den Handrücken waren die Zeichen der Pilgerschaft eintätowiert, was gleichzeitig auch ihre Fahrkarte auf dem Pilgerschiff war. Ihre Augen waren so blau wie das Wasser des Meeres und ihr streng zu einem Zopf geflochtenes Haar war golden. Sie streifte das Wasser so gut wie möglich ab und setzte ihren Weg fort, um zu sehen, ob es hier noch weiter ging. Es war angenehm warm, so dass sie trotz ihrer Nacktheit nicht fror.

Ein kurzer erleuchteter Gang führte in eine weitere sehr imposante Achteckige Halle, die mit Statuen sieben gewaltiger Engel aus weißem Marmor, die reichlich mit Gold verziert waren in jeder der freien Ecken auf hohen Sockeln standen. Die herrlichen Engel hielten flammende Schwerter in verschiedenen Positionen, schützend, schlagen, abwehrend und zeigend. Einige der Posen zeigten die Grundpositionen des Schwertkampfes. Auch diese Halle war von warmem Licht erleuchtet, dass strahlend Hell von der Decke schien. Das Mädchen wunderte sich über diese fortschrittliche Art der Beleuchtung, war doch diese in den übrigen Räumen der Kathedrale viel primitiver oder gar nicht vorhanden gewesen.

Es gab gegenüber dem Eingang einen weiteren Torbogen mit vergoldeten Türflügeln über dem stand: Ausgang. „Der Imperator sei gepriesen! Wer fest im Glauben ist, dem wird immer seinen Weg finden!“ Frohgemut lief sie auf den Ausgang zu. Sie zog an einem der Türgriffe und tatsächlich schwenkte die Türe auf, auch wenn es deutlich in den Angeln knirschte. Aber statt eines Ganges blickte sie auf eine grob gemauerte Wand aus Granit.
 
Wow, das ist ja ein ganz schöner Brocken von einem Geschichtsteil, mein Word sagt 5 Seiten. Ich sehe schon, hier haben wir es wirklich mit einem umfangreicheren Machwerk zu tun. 🙂

Was mir sehr gut gefällt ist, wie du Gavris ideologische Verblendung darstellst. Der Charakter einer religiösen Eiferin ist sehr gut getroffen. Umso toller fand es dann, dass sie den Hund hat leben lassen.

Zu kritisieren gibt´s nicht viel, nur 2 Dinge: Zum Einen vagabundiert da noch so mancher Rechtschreibfehler herum. Zum Anderen hat mich die häufig wiederholte Erwähnung der Kalkschicht auf den Skeletten gestört. Ein- bis Zweimal wäre ok gewesen, aber so kam es etwas zu häufig.

Bin gespannt, wie es weiter geht.
 
Da Blackorc mir schon wieder die Kritik abgenommen hat ( ich bin aber auch immer zu langsam) komme ich zum Fazit.
Wow. Atmosphärische Geschichte, gut geschrieben, bis auf die Rechtschreibpatzer hier und da, und das war bestimmt schon eine Arbeit.
Ich will mehr davon, besonders bei dem Ende des zweitesn Teils, der sämtliche aufgebauten Hoffnungen in einer Zeile platzen ließ.
 
Danke für das Feedback. :wub: Ich habe eine massive Rechtschreibschwäche die an Legasthenie grenzt, deswegen bin ich auf die Rechtschreibprüfung von Word angewiesen, die teilweise recht seltsame Resultate zu Tage fördert. Ich bin dann immer gefangen zwischen Word und meiner eigenen Einschätzung. 😱 So wie es aussieht, ist die Rechtschreibprüfung des neuen Word nicht wirklich Toll. :angry:

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„Verdammte Scheiße!“ rutschte es ihr heraus und sofort schlug Gavri die Hände auf den Mund. Fluchen an einem solchen Ort tat man einfach nicht, egal wie frustriert man war. Und sie war jetzt wirklich frustriert, so das sie dann gleich noch mehrmals wütend gegen den Stein schlug. Aus einer schmerzenden Hand erzielte sie keinen Effekt. Die Mauer war massiv und undurchdringlich. Die Pilgerin seufzte tief und sprach ein Gebet, um sich zu beruhigen. Was war das nur für ein Ort?

Diese Wände hier im Oktagon waren nicht mit Schädeln verziert, wie die anderen in diesen weitläufigen Gewölben. Hier befanden sich weiße marmorne Grabplatten, in goldenen gotischen Lettern war geschrieben, wer hier ruhte. Nach den Namen zu urteilen waren hier ausschließlich Frauen beerdigt worden. Die Jahreszahlen hatten alle eine 3 am Anfang und die höchste Jahreszahl war 32345, also war hier seit fast Achttausend Jahren niemand mehr zur Ruhe gebetet worden. Einige Kammern waren offen und leer. In einer der weiter oben offen liegenden Kammern schien was zu liegen. Da sie dort bequem hochklettern konnte, tat sie das einfach.

Sie entdeckte einen kleinen Klapptisch und in einem blauen, goldbestickten Tuch waren zwei Siebenarmige Kerzenleuchter und ein Behälter aus Glas eingeschlagen, wahrscheinlich ein glasklarer Leuchtkörper in Form eines Sterns in dem man eine Kerze stellen konnte. Die Gegenstände sahen nicht besonders wertvoll aus, aber sie waren auch nicht alt. Für Kultgegenstände waren sie zu profan, die Leuchter bestanden aus einfachem blanken Messing, der Leuchtkörper aus billigem Glas. Die goldene Stickerei auf dem blauen Tuch zeigte einen sechseckigen Stern, in dessen Inneren sich ein Ritterkreuz befand, welches gerne von Space Marines als Wappen getragen wurde. Der Stern wurde von einem Kreis umrahmt, dem auf der linken Seite ein Drittel fehlte. Dieses Symbol war ihn gänzlich unbekannt, es war kein Symbol der Ekklesiarchie oder einer ihr bekannten imperialen Organisation des Gottimperators.

Gavri verstand nicht, welchen Zweck diese Gegenstände hatten oder warum sie so oberflächlich versteckt waren. Aber in letzter Zeit war hier jemand gewesen, also musste es neben dem Schacht und dem zugemauerten Gang noch einen weiteren Zugang zu diesem Bereich geben. Dieses Wissen gab ihr neuen Mut. Das Pilgermädchen legte die Gegenstände zurück in das Tuch und kletterte wieder nach unten. Und nun? Gavri sah sich suchend um, lies den heiligen Ort auf sich wirken. Die Präsenz der Engel schien diesen Raum auszufüllen und gaben ihm eine ganz besondere Note, wie sie das Mädchen noch nie empfunden hatte.

Ihr war kalt und ging zurück zu ihrem Kleid, dass aber noch Nass war, um wieder angezogen zu werden. Da musste sie wohl noch geduldig etwas weiter frieren. Sie schritt zurück zum Eingang in die große Halle, drehte sich um und begann einen rituellen Tanz zu tanzen, um ihre Ergebenheit zu diesem überaus heiligen Ort zu bekunden. Und um sich etwas aufzuwärmen. Es schien ihr einfach richtig, diesen heiligen Ort mit einem Tanz zu ehren. Tempeltänze waren im orthodoxen imperialen Glauben eigentlich nicht vorgesehen, aber einige Pilger waren von einer Welt zu ihnen dazu gestoßen, wo es üblich war, dass Frauen zu Ehren des Imperators tanzten. Und Gavri hatte schon immer der Gedanke gefallen, dass man auch so seine Liebe und grenzenlose Ergebenheit zum Imperator ausdrücken konnte, ohne sich dabei zu verletzen. So hatte sie sich oft in den Bereich dieser Pilger geschlichen und man hatte ihr nur zu gerne gezeigt, wie man für den Imperator tanzte. Sie summte dabei die Melodie der Ode an die Freude. Eine unendliche Glückseligkeit durchströmte sie bei ihrem Tanz in dieser heilige Halle. Bald waren alle Sorgen vergessen, alles Leid verdrängt, sie würde hier herausfinden, daran konnte es keinen Zweifel geben. Hier gab es nur sie und ihre unendliche Liebe zum Imperator. Wie ein Schmetterling tanzte sie über den Boden aus glattem Marmor. Ihr glückliches Summen hallte durch das Gewölbe und schien durch Echos vielfach verstärkt zu werden und schließlich war die Musik in ihr. Reine heilige Musik. Sie lachte vor Freude und wirbelte um ihre eigene Achse, bis sie erschöpft und ergeben vor einer der Statuen schweratmend zusammenbrach.

Schließlich beruhigte sich ihr Herzschlag und sie nahm ihre Umgebung wieder wahr. Gavri war vor einer der Statuen zur Ruhe gekommen und sie blickte nun direkt in die gütigen Augen des Engels über ihr. Es war der einzige Engel, der feminine Attribute hatte, während alle anderen sechs Engel trotz ihrer Androgynität eher maskulin wirkten. Und im Sockel befand sich nun eine Öffnung, groß genug, um bequem hindurch zu gehen. Dahinter lag ein Gang. Gavri war sich sicher, dass vorher der Sockel massiv gewesen war. Was hatte das nun zu bedeuten? Ein Ausgang? Und warum war er jetzt erschienen? War das ein Zeichen des Imperators, der sie leitete? Geschmeidig stand sie auf und spähte erwartungsvoll in die Dunkelheit.

Nach und nach leuchteten Lampen an dessen Decke auf. Der Tunnel hatte etwas bedrohliches an sich. Sie sah die Überreste von Dutzenden von Skeletten. Und so wie sie angeordnet waren, schienen manche mit großer Wucht in mehrere Stücke zerhackt worden zu sein. Hier und da waren zerbrochene Ausrüstungsgegenstände zu sehen. Die Wände waren teilweise beschädigt, als hätte man auf sie geschossen. „Tanze den gehorsamen Tanz!“ stand auf dem Boden in den typischen hochgotischen Lettern geschrieben.

Was hatte das zu bedeuten? Langsam wurde Gavri klar, dass dies kein normaler heiliger Ort war, auch wenn sie nicht verstand, was das alles zu bedeuten hatte. Der Boden des Ganges bestand aus unregelmäßig geformten Steinfließen, in die jeweils ein Buchstabe eingemeißelt war. Jedenfalls in den meisten, aber einige waren so zerstört, dass man nichts mehr lesen konnte. Die Wände waren mit einem Relief verziert, welche ein Mädchen in einem Kleid zeigte. Vorsichtig trat das Mädchen in den Gang, um die Bilder besser betrachten zu können. Kaum hatte die Pilgerin die Schwelle überschritten, als sie einen scharfen Luftzug hinter sich spürte. Erschreckt drehte Gavri sich um und sah eine Massive Wand hinter sich. Sie war hier gefangen!

„Nein! Ich will hier raus!“ Mit aller Kraft drückte Gavri gegen die Wand, aber nichts rührte sich. Sie musste zurück, schließlich lag da noch ihr Kleid zum trocknen aus und da war noch das Buch mit den Knochen ihrer Eltern, das sie nicht verlieren durfte. Ganz zu schweigen von Saphiras Amulett. Furchtsam spähte das Mädchen den Gang entlang, auf die unzähligen Überreste von Leichen und Ausrüstung, welchen denen in der Gruft glichen. Was sollte sie nur tun? Was wurde von ihr erwartet? Gavri reif sich den Psalm des Gehorsams ins Gedächtnis und ihr ging auf, dass die Buchstaben auf den Fliesen durchaus die Worte des Psalms bildeten. Wenn man sie abschritt, schien das in der Tat wie eine Art Tanz zu sein. Die Pilgerin biss sich auf die Lippe und studierte das Relief an der Wand. Es war ein Tanz, welches das abgebildete Mädchen auf den Steintafeln vollführte. In Gedanken ging Gavri die gelernte Tänze durch und fand einen, der eine fast identische Schrittfolge hatte. Dieser Tanz nannte sich „Der Tanz der fügsamen Gläubigen“. Wahrscheinlich war das damit gemeint.

„Gottimperator von Terra, der du bist in aller Ewigkeit auf dem Goldenen Thron des Imperiums, sei gepriesen! Siehe, ich tanze zu deinen Ehren!“ Und Gavri tat den ersten Schritt. Die ersten zehn Herzschläge passierte nichts außergewöhnliches, sie passierte Öffnungen in der Wand, hinter der sich metallene Vorrichtungen zu befinden schienen. Aber nichts geschah. Mehrmals wäre das tanzende Mädchen beinahe über Bruchstücke ihrer unglücklichen Vorgänger ins Stolpern geraten, aber sie behielt jedes mal gerade so ihr Gleichgewicht und tanzte ihren Tanz weiter durch den sich schier endlos hin und her windenden Gang. Jeden Augenblick erwartete Gavri, dass eine der Vorrichtungen etwas nach ihr schleuderte, um sie zu zerteilen, wie die vielen Ungeschickten, über dessen Überreste sie tanzte. Aber nichts zerriss sie, nichts griff sie an. Ihr Tanz war wohl fehlerfrei genug, um weiter leben zu dürfen.

Schließlich erreichte das Mädchen nach einer gefühlten Ewigkeit den Ausgang aus diesem Gang, der Tanz war zu Ende. Ihr Herz raste vor Anspannung und ihr Atem ging Stoßweise. Sie sank zu Boden, umklammerte ihre Knie und wiegte sich weinend vor und zurück. Das war zu viel für sie gewesen. Wer baute nur so etwas grausames und gemeines? Da lagen mindesten dreißig bis vierzig Tote unbestattet in dem Gang. Erst langsam begann sie die Umgebung zu registrieren. Sie befand sich in einer hohen runden Kammer, in deren Mitte sich eine gewaltige Säule erhob. An der Säule lehnte eine schwer gerüstete Gestalt in einer stark beschädigten archaischen Rüstung. Sie ähnelte denen, die Space Marines trugen. Gavri hatte in ihrem Leben noch nie einen leibhaftigen Space Marine gesehen, aber dutzende Statuen, tausende Bilder und viele Filme von ihnen, die zur Erbauung in den kleinen Kinos des Pilgerschiffes gezeigt wurden. Ein großes I prangte in der Ausführung der Inquisition an der Brust. Auch trug die Leiche so eine Säule als Anhänger um den Hals, was ihn als einen leibhaftigen Inquisitor auswies. Was hatte ein Inquisitor nur hier zu suchen gehabt? War dieser Ort böse? Überreste von scharfzackigen Wurfscheiben steckten noch in der Rüstung, auch waren zwei Löcher hinein gebrannt. Vorsichtig näherte sie sich den Überresten und sank in die Knie. Ein wahrhaftiger Inquisitor lag hier tot vor ihr. Ehrfurchtsvoll küsste sein Symbol und sprach dann die Totengebete für ihn. Es war eine Schande, dass solch ein Mann hier hatte sterben müssen, waren doch die Inquisitor die ewigen Sucher und Befreier von den Übeln, was das Imperium befallen hatte. Den Ketzer, die Hexe, den Mutanten und das Xenos! Alle mussten sie brennen, geläutert werden im reinigen Feuer!

Nachdem Gavri die heiligen Riten verzogen hatte, stand sie wieder auf und rieb sich ihre klamme Haut. So langsam wurde es ihr kalt. Hätte sie doch nur ihr Kleid wieder angezogen. Wenn sie jetzt den Ausgang fand, wie wollte sie ihre Blößen bedecken? Was sollten die anderen Leute dann nur von ihr denken? Sie beschloss, sich darum erst Gedanken zu machen, wenn sie einen Ausgang gefunden hatte, der sie wirklich an die Oberfläche zurück brachte. Das Mädchen schritt um die zentrale Säule und stellte zu ihrer großen Enttäuschung fest, dass es keinen weiteren sichtbaren Ausgang gab. An der Säule hoch zu klettern, war unmöglich, selbst für sie, die an fast jede Stelle des heimischen Schiff herum geklettert war. Auch die Wände waren so glatt, dass ein fortkommen undenkbar war. Wobei sie auch keinerlei Grund hatte, hoch klettern zu wollen, da sie keinen Ausgang entdecken konnte. Sie sah eine Inschrift neben dem Eingang. „Nur wer reinen Herzens ist, wird würdig sein!“ Und daneben stand folgende Frage:

„Du bist als letzter Aufseher mit Gefangenen auf einem brennenden Schiff, es gibt nur eine Rettungskapsel, was tust du?

1. Mich selbst retten!
2. Den jüngsten retten!
3. Niemanden retten!
4. Versuchen, das Feuer zu löschen und alle zu retten!

Neben den Antworten ragte je ein goldener Knopf aus der Wand, von denen sie wahrscheinlich den richtigen drücken musste. Sie kannte dieses Art Spiel, "Wer ist der Gläubigste?" wurde mit religiösen Fragen oft zur Erbauung in kleinen Gruppen in der Pilgerschule des Schiffes gespielt, wenn der Lehrer mit etwas anderem beschäftigt war. Lag man mit der Antwort aus vier vorgegebenen Möglichkeiten richtig, gab es ein heiliges Symbol, lag man falsch, gab es Hiebe. Allerdings bekam sie nie Schläge, da sie ein gutes Gedächtnis und sehr belesen war. Wer als erster zehn heilige Symbole gewonnen hatte, gewann das Spiel. Sie überlegte lange und drückte dann die vierte Antwort, da sie versuchen würde, alle zu retten. Damit rettete man auch das Schiff, hatte damit eine höhere Überlebenschance und wenn es nicht klappte, konnte man ja immer noch die Rettungskapsel nehmen. Es gab ein knirschen, als Stufen aus der Wand fuhren die etwa zwei Meter in die Höhe der Wand entlang führten. Ein Wandsegment am Ende der Stufen drehte sich und offenbarte eine weitere Frage. Sie erklomm die Sprossen, lass die Frage in Hochgotisch und folgte ihrem Herzen. Die Stufen unter ihr wurden eingefahren und weitere über ihr aus der Wand gefahren. Es gab wohl kein Zurück.

Nach der dritten Frage öffneten sich Bodensegmente und ihr und gaben den Blick auf eine mit unzähligen Skeletten gefüllte Grube frei. "Oh Nein! Hört das den gar nicht mehr auf! Imperator hilf!" Angst kroch in ihr hoch und sie schluchzte verzweifelt auf. Nachdem sie allein hundert Schädel gezählt hatte, und nur einen Teil damit erfasst hatte, hörte sie auf zu zählen. Dies war eine Art Prüfung und sie hatte keine Ahnung, was die Belohnung oder Zweck des ganzen war. Jedenfalls war die Strafe für Versagen der Tod durch einen Sturz in eine Grube. Aber vielleicht kam sie so hier raus. Ein zurück gab es nun sowieso nicht mehr.

"Der Imperator hilft denen, die sich selbst helfen! So sei es!" Also betete sie um Erleuchtung und genug Klugheit, die Fragen zu beantworten, atmete tief durch und bewegte sich weiter in die Höhe. Nach der fünften Frage begannen die Stufen schon vor der nächsten Lösung wieder in die Wand zu fahren und setzten so dem ganzen ein tödliches Zeitlimit. Immer schneller schraubte sie sich weiter in die Höhe. Hatte sie anfangs bequem Zeit sich eine Antwort zu überlegen, blieben ihr am Ende weniger als zwanzig Herzschläge, um die Frage zu lesen und zu beantworten.

Schließlich erreichte sie die 108. Frage und nach deren Beantwortung schob sich eine Brücke aus der Wand und führte zur Säule, in der sich gerade eine bisher versteckte Türe öffnete. Tief unter ihr war der Boden und die Brücke war nur einen halben Meter breit. Sie versuchte nicht nach unten zu blicken und überschritt den Abgrund. Überrascht weiteten sich ihre Augen, als sie den Inhalt des Raumes erfasste. Das hatte sie nun wirklich nicht erwartet.
 
Dies war der gemeinste Cliffhanger, denn der wird nicht sofort aufgelöst werden.

Es geht weiter, wenn auch diesmal mit viel technischen Detail.

Freut mich, dass diese Geschichte so vielen gefällt und freue mich über jedes Feedback.

Tja, ob die Auflösung nach jedermanns Geschmack sein wird, dass wird sich noch zeigen. Schätze mal, dass die nicht ganz unumstritten sein wird.
Kapitel II

Position:
Imperium
Segmentum Pacificus
Sektor Jyoti
System Ghersom
Planet Ghersom IV
Nördliche Hemisphäre
Kontinent Ephrat
Kathedralsstadt
Raumflughafen
Landeplattform V
Zeit: 2 246 994.M41
Person: Gavri Pilgerstochter

Gavri blinzelte in das grelle Sonnenlicht von Ghersom. Einen Augenblick hatte sie das Gefühl zu fallen, sie stolperte einen Schritt vorwärts, konnte aber ihr Gleichgewicht wieder finden. Desorientiert blickte sie sich verwirrt um. "Hä?" Wo war sie? Unter ihr war Feuerfester massiver Stahlplastbeton, die Standardbeschichtung für Landeplattformen. Sie konnte die gewaltige Imperatorkathedrale auf der einen Seite sehen, deren gewaltiger Turm fast einen Kilometer in die Höhe reichte, um so den Ruhm des Imperators weit sichtbar zu zeigen. Auf der anderen Seite ragte das weitläufige Terminal des Raumhaufens auf, dass gleichzeitig ein gewaltiger Bahnhof für Züge war. Dahinter schraubten sich die schlanken Türme der Commercia und Handelsgilden Niederlassungen, Bankhäuser wie Alderstein & Meldorn und Wohngebäude für die Besserbegüterten in die Höhe. Filigran wirkende Brücken verbanden die Gebäude in verschiedenen Ebenen. Bildeten so ein gigantisches Wirrwarr aus Wegen und Regelrechten Straßen in schwindelerregender Höhe. Aber keines der Gebäude erreichte auch nur annähernd die Höhe des Hauptturmes der viele tausend Jahre alten Imperatorkathedrale.

Was war gerade passiert? Wie in aller Welt kam sie hierher? Hinter ihr startete gerade ein Luxusgleiter mit aufheulenden Turbinen und nahm Kurs auf die Commercias. Gavri selbst stand am Rande der großen Landeplattform, wo die „Gesegnete Erlösung der wahren Gläubigen“ selbst wie eine kleine Kathedrale aufragte. Die Gangways des Schiffes waren bis auf eine schon eingefahren. Der große Versorgungsturm wurde gerade von einem hochrangigen Techpriester mit vielen von seinem Körper abstehenden Mechadendriten mit den Riten der Trennung vom Rumpf des Schiffes gelöst. Ein Chor aus Elektrokultisten sang eine Liturgie im Maschinencode dazu. Langsam aber stetig versank der ganze Turm in den Untergrund des Raumflughafens. So wie es aussah, gingen gerade die letzten Pilger und Besatzungsmitglieder an Bord. Sollte das Schiff nicht erst nach sieben Tagen Aufenthalt wieder starten? Ohne zu zögern rannte Gavri los.

„Wartet auf mich!“ schrie sie und einige Personen drehten sich zu ihr um. Eines der Gesichter war ihr vertraut, da es sich um die Nonne Gerechter Zorn handelte, welche ihre Ausbilderin in den Kampfkünsten war. Die Schwester trug ihre schwarze gepanzerte Tracht, welcher die eines Inquisitionsgardisten ähnelte, da der kleine Orden der blutigen Lanze nicht über die teuren Servorüstungen der großen Orden des Adeptus Sororitas verfügte. Die Brustpanzerung der Plattenrüstung war weiblich Anatomisch ausgeformt und war mit zwei Totenschädel, die mit dem Strahlenkranz des Ministorumssymbol umrahmt waren, im Brustbereich verziert. Die Totenschädel und er Strahlenkranz wiederholte sich bei ihren Beinschienen auf der Höhe der Knie. Auf dem schwarzen Brustpanzer waren 108 silberne Fleur-de-Lys eingearbeitet. Um den Hals trug sie die Säule des Adeptus Ministorum aus Knochen geschnitzt. Ein weiteres Symbol der Ekklesiarchie hing an ihrem Rosenkranz mit ebenfalls 108 Perlen, jede aus einem anderen Material. Die linke Platte der ausladenden Schulterpanzerung zeigte die geflügelte Säule des Adeptus Ministorum, die rechte zwei gekreuzte Schwertlanzen mit blutroter Klinge.

Bewaffnet war die Nonne mit einer Schwertlanze, auf der ein Reinheitssiegel klebte und die Stange war mit mehreren Gebetsbändern umwickelt, welche eine reibungslose Funktion der technischen Teile der wertvollen Waffe garantierten. Die lange stabile Klinge schimmerte feucht von dem heiligen Öl, welches den Maschinengeist besänftigte. Auf der Klinge war der Name des edlen Spenders eingraviert, so dass jeder Ketzer lesen konnte, wem er seinen gerechten Tod mit zu verdanken hatte. In der Stange war die gleiche Technik intrigiert, welche ein Lasergewehr hatte. So waren die Nonnen mit einer eindrucksvollen Waffen ausgerüstet, die nicht nur in der Lage war, mit der Elektrisch aufgeladenen Klinge durch jede Art von Rüstung zu schneiden, sondern auch den Feind auf Entfernung zu bekämpfen. Als Seitenwaffen trug die Schwester ein Kurzschwert mit einem massiven Korbgriff und Klingenfänger an der linken Seite und eine Laserpistole im Civitas Schema aus Plaststahl in einem schwarzen mit Gebetsbänder behangenen Holster auf der rechten Seite.

Schwerster Gerechter Zorn war eine Frau um die vierzig Standardjahre. Ihre schwarzen, sorgfältig zu einem strengen Pagenschnitt geschnittenen Haare zeigte schon das erste grauen Strähnen. Eine große tiefe Narbe zog sich von ihrer Stirn bis zur Wange und ihr verlorenes braunes Auge war durch ein hervorragendes technisches Implantat ersetzt worden, mit dem sie auch in vollständiger Dunkelheit noch etwas sehen konnte. Auf der anderen Wange trug sie als Tätowierung das Symbol des Adeptus Ministorum. Ihre Gesichtszüge hatten etwas edles und erhabenes, trotz der Narben und des Augenimplantats, von dem ein dicker Kabelstrang wegführte und sie mit einem Zielsensor auf ihrer Waffe verband.

„Gavri? Dem Imperator sei gedankt! Ich hatte die Hoffnung schon beinahe endgültig aufgeben, dass du noch kommst!“ Die Nonne fing sie auf, umarmte sie überschwänglich und drückte ihr einen feuchten Kuss auf die Wange. Das Mädchen war etwas über die freudige Begrüßung überrascht, lies sie aber lächelnd über sich ergehen. „Du siehst gut aus für jemand, für den schon die Totengebete gelesen worden sind. Was ist passiert?“

"Totengebete? Ich war doch nur ein paar Stunden weg. Oder?"
"Stunden? Du bist vor sieben Tagen verschwunden! Deine Kleinen kamen vor einer Woche ganz aufgelöst hier an, ein netter junger Novize aus der Kathedrale hat sie abgeliefert. Es hieß, du wärst verschollen, in irgend einen Schacht gefallen. Mit ein paar Schwestern haben wir mit Jadon dann sofort nochmal nach dir gesucht. Ich konnte doch meine beste Schülerin nicht einfach so aufgeben. Mit ein paar herzhaften Argumenten konnte ich die dort unten arbeitenden Frateris motivieren, mit uns nach dir zu suchen. Sie zeigten uns ein Dutzend Schächte, aber wir fanden dich einfach nicht. Ich brachte die von der Kathedrale sogar dazu, ein paar Servoschädel nach unten zu schicken, aber da waren nur Grüfte mit uralten Toten. Leider durften wir selber nicht heruntersteigen. Die vierte Ebene ist schon vor so langer Zeit von einem Inquisitor versiegelt worden, dass kein Mensch mir sagen konnte, warum das nötig war. Vorgestern gaben wir dann aufgegeben und deine Totenmesse abgehalten. Also, was ist genau passiert?"

Sieben Tage? Sie war sieben lange Tage weg gewesen? Während Gerechter Zorn ihr die Ereignisse schilderte, überschlugen sich ihre Gedanken. Es war eigentlich unmöglich, dass sie so lange dort unten herum geirrt war. Das ganze was sie dort unten erlebt hatte, konnte nicht länger als fünf Stunden gedauert haben. Sie hatte zwar keinen Chrono oder ein Stundenglas dabei gehabt, aber dadurch, dass sie so viele Psalmen gebetet und Lieder gesungen hatte, konnte sie anhand der normalen Länge dieser Liturgien die dort unten verbrachte Zeit auf etwas um die fünf Stunden bemessen. Oder war sie so lange bewusstlos gewesen? Mehrere Tage, war das überhaupt möglich?

„Nun ja, ich bin in diesen einen Schacht gefallen, weil ich das Amulett von Saphira retten wollte und bin in einer Gruft gelandet“, erklärte Gavri etwas lahm. „Mein eigenes Buch hat mich KO gehauen und ich war wohl ziemlich lange Zeit ohnmächtig. Ich habe den Imperator um Führung gebeten und habe einen Ausgang mit seiner Hilfe gesucht. Und dann bin ich herumgelaufen, bis…“ Tja, bis was eigentlich? Verwirrt versuchte sie sich zu erinnern. Der Gang, der Achteckige Raum mit den sieben Engeln. Ein weiterer Gang mit den vermeintlich schrecklichen Fallen und den Raum mit der Säule, wo ein toter Inquisitor gelegen hatte. Die ganzen seltsamen Fragen, die Fallgrube und dann die Brücke zur Säule in der sich eine Tür aufgetan hatte. Da war noch ein komisches blaues Leuchten gewesen. Und das war ihre letzte Erinnerung. „bis ich einen Ausgang gefunden habe“, beendete sie zögerlich den Satz. Eigentlich sollte sie sich doch freuen, aus dem Labyrinth der Gruft entkommen zu sein. Aber wirkliche Freude stellte sich bei ihr nicht ein. Dazu war im Moment alles zu unwirklich.

"Und das hat sieben Tage gedauert? Du musst ausgehungert sein."
"Äh ja." Dabei fühlte sie sich eigentlich satt. Was hatte sie sieben lange Tage nur getrieben? Was war nur passiert? Wie war sie überhaupt aus der Gruft heraus gekommen? Das gab es doch einfach gar nicht.

„Und woher hast du die ganze Dinge? Das hast du doch nicht etwa aus einer Gruft gestohlen?“ Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie schwer zu tragen hatte. Neben einem länglichen Bündel mit einem Trageriemen hatte sie noch einen Rucksack auf den Rücken. Und sie trug ein schönes blaues Kleid. Woher hatte sie nur das ganze Zeug? Um den Hals trug sie das Buch, in dem die Gebeine ihrer Eltern eingearbeitet waren, ebenfalls Saphiras Amulett, in der Hand hielt sie ihren Pilgerstab. Hatte sie die nicht im Raum mit dem Reinigungsbecken zurück gelassen? Was war nur passiert? Wie kam sie hierher? Fragen, die sie niemand stellen durfte. Fragen, die sie aber beantworten musste.

„Gavri!“ kreischte eine Stimme und einen Bruchteil später schlug Saphira mit voller Wucht in ihr ein. Ein Tränennasses Gesicht presste sich zwischen ihren Schritt. Es war unangenehm, sie ging schnell in die Knie und rückte den Kopf des Kindes an eine weniger peinliche Stelle. Mit schrecken registrierte sie, dass Saphiras Kleid auf dem Rücken Blutflecken hatte. „Was beim gnädigen Imperator ist mit deinem Rücken passiert?“

„Ich habe mich selbst gegeißelt, weil ich dachte, dich getötet zu haben“, schniefte das kleine Mädchen mit den zwei Langen Zöpfchen. Mühsam tröstete sie das Kind und war froh, so weiteren bohrenden Fragen auszuweichen. „Dem Imperator sei Dank! Du lebst!“ Jadon drängelte sich durch die Erwachsenen und drückt sich an ihre freie Schulter. Auch er hatte einen verschorften Rücken, da er kein Hemd trug, konnte sie die typischen Wunden sehen, die eine Geisel riss, die Widerhaken an den Enden hatte. Jemand hatte großzügig Desinfektionsmittel auf die inzwischen verschorften Wunden aufgetragen. „Ich habe wirklich alles versucht, dich da raus zu holen. Aber niemand von den Erwachsenen wollte mir erst helfen. Nur der junge Priester, der uns die Fackeln gegeben hat, kam mit dann mit nach unten, aber ich habe dann den Raum mit dem verdammten Schacht nicht mehr gefunden. Die anderen Tempeldiener sagten nur, dass wäre der Wille des Imperators und deiner Seele wird es an nichts mangeln, wirst du doch an einem der heiligsten Orte des Imperiums sterben oder weilst eh schon beim Imperator. Ich habe dann versucht einen unserer Pilger zu finden, aber das hat so lange gedauert. Und dann haben wir den Schacht auch nicht mehr gefunden. Und ein Seil hatten wir auch nicht. Und ich wollte dich nicht loslassen. Wirklich nicht!“ Jadon redete, ohne auch einmal Atem zu holen und dicke Tränen rannen seine Wangen herunter.

„Beruhigt euch, ihr Beiden. Mir geht es gut, es ist ja nichts passiert. Der Imperator hat mich beschützt. Und hier Saphira, dein Amulett. Pass gut darauf auf, ja? Jadon, ich habe mich bei dir zu entschuldigen. Ich hätte deinen Einwand beherzigen müssen, da er klug und rational war, während ich äußerst dumm gehandelt habe. Es tut mir furchtbar Leid, dass ich euch solche Sorgen bereitet habe, weil ich so unvorsichtig gewesen bin. Und es tut mir so unendlich Leid, dass ihr euch deswegen selbst gegeißelt habt, wo ihr doch ohne Schuld seid. Und nun hoch mit euch Beiden.“ Sie küsste ihnen auf die Wangen und drückte sie noch einmal fest, darauf achtend, ihren Rücken nicht zu berühren. Sie mussten die ganze Zeit hier noch auf sie gewartet haben. Das rührte sie doch. Und es tat ihr so unendlich Leid, dass die beiden sich wegen ihr solche schlimmen Verletzungen zugefügt hatten. Wie sollte sie das nur wieder gut machen? Aber wenigstens war sie wieder zuhause, auf ihrem Pilgerschiff, auch wenn sie keine Ahnung hatte, wie sie aus der Gruft entkommen war.

Die „Gesegnete Erlösung der wahren Gläubigen“ war ein recht kleines interstellares Schiff mit der Eigenschaft zur Planetenlandung und gehörte zu der Kategorie der Pilgerschiffe. Das Schiff war etwas über Achthundert Jahre alt, was für ein ziviles Raumschiff als ein durchaus gutes Alter galt, da Schiffe für die Ewigkeit gebaut wurden. Sie maß etwas über dreihundert Meter in der Länge, siebzig Meter in der Breite und durch den weit nach unten gezogenen spitzen Bug und den Türmen der Kathedrale maß sie zweihundertundfünfzig Meter in der Höhe. Das Kernstück wo sich das eigentliche Leben auf dem Schiff abspielte, waren die vier Passagierdecks, die mit den Buchstaben A bis D gekennzeichnet waren. Die Reisenden hatten den Buchstaben passende Worte zugeordnet. Das A Deck war nur für sehr wohlhabenden Pilger zugänglich und wurde deswegen das Adligendeck genannt. Unter diesen reichen Gästen fanden sich zwei Töchter von planetaren Gouverneuren, die Witwe eines Hochdekorierten Generals der Imperialen Armee und viele Mitglieder vom Adel verschiedenster Planeten. Diese Pilger blieben fast ausschließlich unter sich, von ihren eigenen Dienern umsorgt, von eigenen Köchen bekocht. Sie hatten in der Kathedrale in einem der Seitenschiffe auch eine eigene Empore mit gepolsterten Sitzen mit einem besonders guten Blick auf den Altar. Die Kabinen waren richtige Zimmerfluchten, mit eigenen luxuriösen Badzimmern, Schlafzimmern und Salons, um andere Adlige zu empfangen. Selbst ihre Bediensteten hatten dort ihre eigenen Kojen in den kleinsten Räumen.

Im B Deck reisten die Betuchten. Das waren Angehörige von Familien, die Geld, aber keine Titel hatten. Oder Titel, aber nicht genug Geld um sich eine Passage auf den A Deck zu leisten. Deren Kabinen waren geräumig, hatten eigene Nasszellen und Hygieneeinrichtungen. Dieses Deck war nicht hermetisch abgeschottet wie das A Deck, aber auch diese Leute blieben lieber unter sich, da sie mit den gewaltbereiten Zeloten, fanatischen Flagellanten und ungewaschenen verarmten Pilgern wenig anfangen konnten.

Das C Deck war das der Commoner. Einfache Bürger des Imperiums mit genug Geld, sich eine eigene kleine Kabine für ihre Pilgerfahrt zu leisten. Die meisten hatten ein großes Bett für Ehepaare und genug Stauraum für Kleidung und Haushaltsgegenstände. Andere Kabinen hatten vier getrennte Kojen und einen Schrank, diese Kabinen waren entweder für Alleinreisende oder Kinder vorgesehen. Sechs Kabinen teilten sich einen Aufenthaltsraum und die angeschlossene, nach Geschlechtern getrennte Hygienekammer. Das war immer noch eine recht bequeme Art zu reisen.

Das D Deck war das Dreck Deck. Hier lebten die fast Mittellosen Pilger. C und D Deck waren von der Anzahl der Kabinen gleich aufgebaut. Ein breiter Gang in der Mitte durchzog das Deck vom Speisesaal bis zum für Passagiere verbotenen Antriebsmaschinenbereich. Druckschotts sorgten für 15 getrennte Bereiche, die über dem Mittelgang erreichbar waren. Ein knapper Meter breiter Gang verband die drei großen auf jeweils auf einer Seite liegenden Gemeinschaftskabinen, die aus einem Aufenthaltsraum und sechs angrenzenden Schlafräumen bestanden. Ein Schlafraum des D Decks hatte sechs Kojen, von denen sich drei je übereinander auf jeder Wandseite aufreihten. Gemeinsam war der Schrank am Ende des Raumes. Die Kojen selbst besaßen im Fußraum ebenfalls noch Stauraum und am Kopfende gab es einen Absatz, um seinen ganz privaten Schrein aufzustellen. Am Ende des Segments zum Außenrumpf hin, gab es die gemeinschaftlichen Wasch und Hygienebereich. Der Hygienebereich auf dem D Deck bestand aus Löchern im Boden und einer Pinkelrinne an der Wand, es gab keinerlei Abtrennungen und die Geschlechtertrennung fand über die Benutzungszeiten statt, die man von einem Chrono ablesen konnte. Der Waschbereich bestand aus einigen Duschköpfen, aus denen wenn man Glück hatte etwas kaltes Wasser tröpfelte, dass man mit gutem Willen noch als sauber bezeichnen konnte und einigen Waschbecken, die an der Wand aufgereiht waren.

Auf diesen Ebenen gab es jeweils eine Großküche und einen Speisesaal. Im D Deck konnten die Pilger zu verschiedenen Stunden ihre tägliche Hauptmahlzeit aus geschmacklosem aber nahrhaftem Brei zu sich nehmen, da einfach nicht genug Platz für alle auf einmal war. Im hinteren Bereich der Decks zum Maschinenbereich hin, gab es den kommerziellen Bereich. Läden wie in Städten, kleinere Restaurants, die heimische Küche für die von verschiedensten Planeten stammenden Pilger als zusätzliche Nahrung anbot. Kleine Kinos zeigten für ein paar Schekel Eintritt Filme unterschiedlichster Art, aber meist mit religiösen Themen oder von heldenhaften Space Marines, die alleine Straßen mit tausenden von Orks pflasterten, dass sie nie auf normalem Boden, sondern immer nur auf toten Orks standen. Kleine Werkstätten fertigten tägliche Gebrauchsgegenstände für den Pilger an. Manch einer der Reisenden verdiente sich dort ein kleines Zubrot. Die Betreiber und Mieter dieser Geschäfte lebten meist auf dem C Deck.

Unter den Passagierdecks befand sich das Unterdeck, dass sich in mehrere durch massive Schotte unterteilte Bereiche gliederte, welche die gewaltigen Wassertanks für die Versorgung, Klär und Wiederaufbereitungsanlagen für Wasser und Luft enthielten. Auch Hangars mit Beibooten und Rettungsbarken, die aber für die Besatzung und die reichen Pilger vorbehalten waren. Auch befanden sich hier Notstromaggregate, Schwerkraftgeneratoren und Werkstätten für die Instandhaltung. Tanks in denen Algen zur Eigenversorgung gezüchtet wurden. Lager mit Fässern, die das heilige Öl enthielten, welche den Maschinengeist besänftigte. Silos mit Nahrungsmitteln. Vorrats und Lagerräume. Dieser Bereich war der unübersichtlichste Bereich des Schiffes. Gänge und Laufstege wanden sich hier durch das Schiff, Treppen und Hallen bildeten wahre Labyrinthe. Ein einzig riesiger Abenteuerspielplatz für die Kinder, so lange sie die Matrosen nicht erwischten und ihnen eine Abreibung verpassten.

Die oberen Decks waren dreigeteilt. In der Mitte erhob sich die Schiffskathedrale, dass religiöse und spirituelle Zentrum des Schiffes in der weit über zehntausend Pilger Platz fanden, wenn man sich dabei auch wie ein Dosenfisch vorkam. Im vorderen Teil befanden sich die Quartiere und Bereiche der geistlichen Begleiter. Hier lebten die Prediger und das religiöse Personal der Ekklesiarchie, welche für die geistige Führung sorgte und das administrative Personal unter dem Hauptdekan, welcher das Schiff verwaltete. Die Führungsriege unter Pontifex Astra Nadab residierte im obersten Deck. Ein kleines Hospital versorgte die Kranken und Verletzten des Schiffes, betrieben ebenfalls von der Ekklesiarchie.

Hundert Kampfnonnen vom Orden der blutigen Lanze bildeten den bewaffneten Arm der Ekklesiarchie auf den Schiff, die auf dem untersten Oderdecksegment ihr eigenes Klosterareal hatten. Bewaffnet waren diese in einer reich verzierten Abart der imperialen Gardistenrüstung gehüllten Frauen mit Schwertlanzen, in dessen Stangen ein Lasergewehr intrigiert war. Sie gehörten zu keinem der legendären Orden des Adeptus Sororitas, sondern zu den vielen kleinen Orden im Dienste der Ekklesiarchie, von denen die meisten noch nie etwas gehört hatten.

Im hinteren oberen Teil des Hauptsegments lebten die Matrosen und ihre Familien. Während die Männer die schweren Arbeiten oder sich um die primitiveren technischen Belange kümmerten, arbeiteten die Frauen in den Küchen und stellten das Servicepersonal für die die betuchteren Decks. Hier waren auch hundert bewaffnete Sicherheitskräfte stationiert, die sich aus Veteranen verschiedener imperialer Regimenter zusammensetzten, die nach ihrer Ausmusterung entweder mit dem Zivilleben nichts anfangen konnten oder sich so ihre Pilgerreise ohne Nebenkosten finanzierten. Man nannte sie die Silberrücken wegen ihrem grauen Haar, weil der jüngste knapp Fünfzig und der älteste kurz vor seinem achtzigsten Lebensjahr stand.

Ein weiterer Bereich in diesem Segment war für die für den reibungslosen Schiffsbetrieb zuständigen Techpriester und ihren Servitoren vorbehalten, welche die arbeiten im Reaktorraum verrichteten, welche für Menschen zu tödlich waren. Beide bestanden mehr aus Metall als menschlichen Fleisch und blieben meist unter sich, da es unter den fanatisierten Pilger einige gab, welche den Kult des Maschinengottes als Ketzerei und nicht als anerkannte Interpretation des Imperialen Glauben betrachteten. War doch der Maschinengott Omnissiah nichts anderes als der Imperator selbst. Die Flügel der Aquila versinnbildlichten auch den Adeptus Mechanicus.

Das Fundament der Kathedrale bildete das so genannte Hauptdeck, welches über den vier Passagierdecks lag. Es war eine Ansammlung von Hallen, in den Waffenübungen und Exerziesien der Erlösertruppen, bewaffneter Zeloten, Nonnen und Veteranen abgehalten wurden. Auch befanden sich hier die Räume, in welche die Schule des Schiffes untergebracht war. Jedes Kind zwischen sechs und zwölf war angehalten, täglich den Unterricht zu besuchen. Sie bekamen dort Niedergotisch beigebracht, um sich besser untereinander verständigen zu können, da viele Pilger nur ihren örtlichen Dialekt sprachen. Hochgotisch, um die heiligen Schriften und Liturgien verstehen zu können. Lesen und Schreiben, um die heiligen Bücher zu kopieren. Rechnen, um alltägliche Aufgabestellungen lösen zu können, die solcher Art waren wie, ein Imperialer Soldat eliminiert in einer Minute neun Ketzer, wie lange braucht er um zweiundsiebzig Ketzer zu töten? Oder, ein Klafter Holz reicht um drei Hexen zu verbrennen, wie viele Hexen kann man mit siebzehn Klafter Holz verbrennen? Weiterführende Themen wie die Katastrophentheorie oder die Sadlerianischen Liturgie kannten sie nur den Namen nach. Und die Schüler bekamen die Tugenden des Gehorsams vermittelt, deswegen wurde jeder Lehrer von einem strengen Zuchtmeister unterstützt, der sich ganz auf die Bestrafung der Ungehorsamen und Dummen konzentrieren konnte. In großen Buchstaben waren auf die Wände der Grundsatz der Schule geschrieben: Lernen durch Schmerz. Ein guter Schüler fürchtet seinen Lehrer und liebt den Stock.

Auch gab es im Hauptdeck einige kleine private Kapellen und Andachtsräume. Grüfte für die höher gestellten Geistlichen und Besatzungsmitglieder, welche im Laufe von Generationen auf diesem Schiff gestorben waren. Normale Besatzungsmitglieder und Pilger waren in der Kathedrale selbst eingearbeitet worden. Verdiente Mitglieder durften als Servoschädel weiter ihren Dienst tun.

Das letzte Drittel des Schiffes bildete das Reaktor und Antriebsdeck. Hier befand sich der Plasmareaktor, die Antriebsdüsen und der Warpgenerator, welcher Überlichtschnelles Reisen ermöglichte. Auch befand sich hier eine kleine Kapelle des Maschinengottes, um den Maschinengeist des Schiffes wohl zu stimmen und den Techpriestern zu ermöglichen, ungestört ihre eigenen Riten durchzuführen.

Die Brücke des Schiffes befand sich im Kuppelförmigen Mittelturm der Kathedrale. Im Turm selbst waren die Kabinen und Zimmerfluchten der Brückenbesatzung und Offiziere des Schiffes untergebracht. Oben direkt unter der Kuppel befand sich am höchsten Punkt des Schiffes die Brücke und Kommandozentrale, von wo aus Kapitän Le Grange seine Befehle gab und der Navigator das Schiff durch den Warpraum steuerte. Den Navigator hatte noch nie jemand gesehen, da er in seiner Kanzel lebte und diese noch nie verlassen hatte.

Das war ihr Schiff, hier war Gavri geboren worden. Es war der Ort, den sie Heimat nannte und sie selbst zu einem Kind der Leere machte.
"Da, guck mal! Sororitas Schwestern!" Saphira hüpfte aufgeregt herum und zeigte auf eine Fahrzeugkolonne aus schwarzen Rhinos mit verschiedenen Aufbauten, welche in hoher Geschwindigkeit in Keilformation auf das Schiff zuhielten.
Deutlich waren die Markierungen des Adeptus Sororitas zu sehen. Schnell kamen die Fahrzeuge näher und Gavri konnte sich eines unguten Gefühls nicht erwehren. Die kamen doch nicht etwa wegen ihr?
 
In der Tat. Der Spannungsbogen hat sich langsam aber stetig aufgebaut und jetzt lässt er mich nicht mehr los. Wieder ein hervorragender Geschichtsteil. Mir gefällt außerordentlich gut, wie detailliert du alles beschreibst. Ich bin mit meinem geistigen Auge durch das Pilgerschiff gewandert und konnte mir das alles richtig gut vorstellen. Das Sahnehäubchen sind die kleinen Jokes, wie die Rechenaufgaben oder die Sache mit dem Servoschädel.

Nach wie vor einzige Kritik sind die Fehlerdämonen, die hier und da ihr Unwesen treiben. Kennst du vielleicht jemanden, der für dich Korrektur lesen würde? Das wäre toll.
 
WoW. Tolles Kapitel. Selbst mein Lesefauler Bruder war von den Passagen, zu denen ich ihn gezwungen habe, begeistert. Deine Geschichte ist unglaublich umfangreich und deine Hartnäckigkeit, Umgebungen detailliert zu beschreiben, hätte ich auch gerne. Gespannt wie ein englischer Langbogen warte ich auf den nächsten Teil.

@Korrekturlesen.
Das kann ich übernehmen, wenn Nakago dies will. Auch,. damit ich die Teile früher bekommen^^.
 
Okay, lange keine Geschichte mehr gelesen, die ich so gut gefunden habe. Das einzige, was mich wundert ist, wie gut sich die Imperialen Pilgerer mi Orks, Inquisitoren und Space Marines auskennen. Dachte immer die Space Marines seien sowas wie Legenden für den Imperialen Durchschnittsbürger, von der Inquisition weis keiner was und von Orks hatt man vieleicht mal gehört, aber solange man nicht in Unmittelbarem Orkgefahrgebiet lebt wird die Existenz von Xenos geläugnet.
 
@Malkavian: Die Pilger sind schon gut rumgekommen. Und von den Orks weiß sie vom Veteranen, von den Space Marines wohl von dieser Ordensschwester und so weiter.
Und Xenos leugnet keiner, denn man braucht schließlich ein Feindbild, um eine Gesellschaft zusammenhalten zu können.
Nur mit dem Inquisitor hast du recht. Über den und seine Truppe weiß Gavri irgendwie viel.
 
Oh Man .... habs endlich auch mal geschafft, alles zu lesen. Ist ja inzwischen schon ne ganze Menge. Und ich wäre dir dankbar, wenn du dir ein wenig mehr Zeit zwischen den Kapiteln lassen könntest.

Aber spannend ist es, ohne Frage. Wobei ich den letzten Teil jetzt nicht so gut fand. An einer Stelle bei der Beschreibung des Schiffes bin ich durcheinander gekommen und irgendwie war die Beschreibung so umfangreich, dass sie sich nicht mehr in die Geschichte selbst einfügt. Bei den Teilen mit der Gruft hab ich nichts zu meckern.

Zu den Rechtschreibfehlern: Ich glaube gerne, dass Word das durchgehen lässt. In den meisten Fällen sind es nämlich einfach Wörter, die durch falsche Buchstaben zu anderen Wörtern werden. Oder unpassende Zeitformen, Personen oder Modi. Oft fehlen auch Verben. Im nächsten Teil könnte ich mal ein paar Beispiele nennen.
Insgesamt sind es aber Fehler, die man finden müsste, wenn man das vielleicht einfach mal laut vorliest (zur Not nur die Stellen, wo du unsicher bist). Dann hört man meist schon, ob das vernünftiges Deutsch ist oder nicht.

So, dann schließe ich mich mal der gespannt wartenden Menge an.😉